Monatslosung - meditation und wege

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Monatslosung

Zur biblischen Monatslosung
Dezember 2023

Meine Augen
haben deinen Heiland gesehen,
das Heil, das du bereitet hast
vor allen Völkern.

Freudenbotschaft über Jesus von Nazareth
unter dem Pseudonym seines lehrautorisierten Schülers Lukas
Kapitel 2, Verse 30 - 31

Wiederholen Sie diese Worte mehrfach rhythmisch im Geist oder auch laut gesprochen und lassen Sie sie auf sich wirken, ohne darüber nachzudenken. Dann gehen Sie in die Stille und spüren nach, was sie in Ihnen ausgelöst haben.

Bei mir auf dem Hintergrund jahrelanger Meditationserfahrung und theologischen Wissens war es folgendes:

Mit “meinen Augen” sind für mich die “inneren Augen” gemeint, das innere Gespür jenseits von Wahrnehmen, Empfinden, Fühlen und Denken. Wir werden uns seiner erst gewahr, wenn wir lange die anderen genannten Kräfte schweigen lassen, das heißt dem, was sie sagen, nicht folgen.

Sich dann mit den Erzählungen von und über Jesus von Nazareth beschäftigt, können wir entdecken: Er ist Symbol und Anwalt für unser wahres, voll entwickeltes Selbst, so wie wir eigentlich von innen her sein wollen, können und sollen, ohne äußere Gebote oder Morallehren. Er hat nicht äußeren Frieden in die Welt gebracht. Was er vor allen Völkern zeigt, ist vielmehr, was “Heil” bedeutet. “Heil” ist mehr als Frieden. “Heil” bedeutet ganz werden, alles integrieren, auch das, was uns jetzt nicht bewußt ist, weil es in unserer Kultur oder Familie nicht gelebt werden durfte, das Dunkle sowie vielleicht auch besondere Talente in uns. Erst wenn wir auch das Dunkle an uns zulassen und es uns bewußt machen, brauchen wir es in anderen nicht mehr zu bekämpfen und es kann äußeren Frieden geben. Das ist Heil aufgrund eines voll entwickelten Selbst, das sich als verbunden und eins mit der Schöpfung erlebt.

Der Christus ist kein Heiland als ein Retter von außen, sondern ein Führer auf dem inneren Weg zur Entfaltung unseres Potentials und zur Reifung unseres Selbst von innen. Die Erzählungen von und über ihn zu betrachten, regt unsere Seele zur Reifung an, vor allem wenn wir es meditativ in und aus der Stille tun wie ich eingangs angeregt habe die Losungsworte zu meditieren.

Dies geschieht vor allen Völkern und Kulturen, aber nicht gegen sie. Vielmehr haben alle Kulturen ähnliche Heilande. Für uns Abendländer birgt Jesus freilich den Vorteil, daß wir ihn leichter verstehen als etwa Buddha, der an sich aber den gleichen Wert hat, aber besser geeignet ist für Menschen aus dem fernen Osten. “Vor allen Völkern” hat für mich also nichts mit einer Vorrangstellung des Christentums zu tun. Vielmehr halte ich alle Religionen für gleichrangig, sofern sie uns zur Entfaltung unseres Potentials und zu unserer vollen Reife hinführen. Das haben meine inneren Augen an Jesus als Symbol für mein wahres Selbst (“Christus”) gesehen. Und was Jesus ausmacht, scheint mir in den Seligpreisungen der sogenannten Bergpredigt zusammengefasst: Selig oder auf dem rechten Weg sind die Armen, das heißt die, die nicht anhaften, sich nicht mit ihrem materiellen oder geistigen Besitz identifizieren, ob sie viel oder wenig besitzen.

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November 2023

Er allein
breitet den Himmel aus
und geht auf den Wogen des Meeres.
Er macht den Großen Wagen am Himmel
und den Orion und das Siebengestirn.

Buch Hiob,
Kapitel 9, Verse 8-9

Gott breitet das Weltall aus und macht Galaxien, Sterne und Planeten, Voraussetzung für das Leben. Dieses Machen meint nicht das Wie ihrer Entstehung, wie eines aus dem anderen hervorgeht vergleichbar einer Billardkugel, die die nächste anstößt und so weiter. Das Schaffen Gottes ist vielmehr, daß jeder Punkt auf der Wie-Kette gewollt ist, Sinn hat und darum Sein bekommt. Es ist eher der Billardspieler, der alles anstößt, aber letztlich sogar das Material, das sich als Kugel, Tisch und in den Naturgesetzen, nach denen die Kugeln rollen, verkörpert. Es ist sozusagen die Warum-Dimension, die der Wie-Dimension und den naturgesetzlichen Vorgängen erst ihr Sein, nämlich ihren Sinn verleiht. Also ohne Warum-Sinn-Dimension keine Wie-Funktions-Dimension.

Das wissen die meisten Menschen nicht. Aber es ist so: Schon das reine Dasein hat Sinn. Wir brauchen nichts leisten zu können. Wir müssen nicht gesund sein, nicht arbeiten können oder einen Nutzen bringen. Wenn Sie meinen, nutzlos zu sein, vielleicht, weil Sie arbeitslos oder krank sind, täuschen Sie sich. In die Tiefe gespürt wie in tiefer stiller Meditation werden Sie das Gegenteil erfahren. Es ist alles gut so wie es ist, selbst wenn Sie leiden oder morgen sterben. Denn selbst Leiden und Tod oder das Nichts im Sinne des Vakuums ist getragen, hat Sinn und man kann nicht herausfallen, sonst wäre es nicht. So hat Franz von Assisi den berühmten “Sonnengesang”, sein Lob auf die Schöpfung und die ganze Natur erst gedichtet, als er schon schwerkrank und fast blind war. Er konnte die Schönheit, die er pries also gar nicht mehr sehen. So können Sie tiefen inneren Frieden erfahren, wenn Sie die Ebene des Nutzens verlassen und sich selbst lassen. Da kann ihnen eine Identität geschenkt werden, die Ihnen niemand und keine äußeren Umstände mehr rauben können. Sie werden wissen, wer Sie eigentlich sind, obwohl es zugleich kein Ich im alltäglichen Sinn mehr geben wird. Ihnen wird bewußt werden, daß Sie nichts verlieren können, wenn auch nichts gewinnen. Denn wer nichts mehr hat, wer hat ohne zu besitzen - am besten auch sich selbst nicht mehr - dem gehört bekanntlich die Welt.

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Oktober 2023

Seid Täter des “Wortes” und
nicht Hörer allein;
sonst betrügt ihr euch selbst.

Brief unter dem Pseudonym des lehrautorisierten Jesusschülers Jakobus,
Kapitel 1, Vers 22

Als erstes gilt es, das “Wort” zu hören. Doch was ist das “Wort”? Es sind nicht die wörtlich zu verstehenden Sätze der Bibel, nicht die Gebote. “Heilige Schriften” sind “heilig”, weil sie uns zu unserem voll entwickelten Selbst hinführen können. Sie wollen uns unsere innerste Stimme hörbar machen. Unser tiefster Kern ist der “Ort”, wo das "Wort"wahrnehmbar wird, als wäre es unsere ureigenste Stimme, obwohl noch inniglicher als wir uns selbst sind und vielleicht auch mal gegen uns "redend". Das “Wort” treibt uns zur Entfaltung des Potentials unseres vollen Lebens. Aber dazu gilt es wie gesagt zu lernen, es zu “hören”, es wahrzunehmen. Sich nicht ablenken zu lassen von den vielen Alltagsgedanken, Zerstreuungen, Gefühlen, Überlegungen und Empfindungen. Es gilt also zu lernen, in die Stille zu gehen, absichtslos zu werden, jenseits unseres kleinen Ichs und dort zu verweilen. Doch das ist nur eines. Dazu gehört der Weg zurück in die Welt. Das Erfahrene im Alltag umzusetzen und zu verwirklichen, “Täter” des “Erfahrenen” oder des “Wortes” werden. Im Zen-Buddhismus auch Weg “zurück auf den Marktplatz” genannt.

Letztlich soll beides einander so durchdringen, daß es weder innen gehörtes noch außen umgesetztes Wort gibt. Vielmehr sollen beide eins werden, sodaß beide vergessen werden können. Sehr schön beschreibt das der New Yorker Zen-Meister und Begründer des Zen-Peacemaker-Ordens Bernhard Glassman in seinem Buch “Zeugnis ablegen. Buddhismus als engagiertes Leben ”, in dem er in gewisser Weise das “Herz-Sutra” deutet, das mit den Worten beginnt: “Leere ist Form und Form ist Leere”. Wie dies christlich verstanden werden kann, finden Sie sehr schön aufgezeigt bei der Kontemplationsschule “Via integralis” von Nikolaus Brantschen und Pia Gyger (gleichnamiges Buch). Für mich drückt es sich aber auch in der Losung für diesen Monat aus: Nicht nur hören, sondern in einem handeln. Das heißt, Handeln soll Meditation sein, ora et labora. Zum Beispiel kann der Umgang mit Töpfen in der Küche ohne zu überlegen und achtsam in Ruhe geschehen “wie der Umgang mit heiligem Abendmahlsgerät”, so einer der "Wüstenväter" der ersten Jahrhunderte. Handeln nicht nach Konzepten, sondern wie eine Mutter spontan auf die Bedürfnisse des Kindes antwortet. Kein Gedanke, keine Absicht dazwischen, die leicht zu Eile, Hektik und Gewalt gegen sich selbst und andere führt, zu Ausbeutung der eigenen Kräfte und derer des anderen.

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Zur biblischen Monatslosung

September 2023

Jesu Christus spricht: Wer sagt denn ihr,
daß ich sei?

Freudenbotschaft aus der Sammlung nach dem lehrautorisierten Lehrer
der ersten Generation der Jesusbewegung
unter dem Pseudonym des unmittelbaren Jesusschülers Matthäus,
Kapitel 16, Vers15

Stelle dir die zentrale Frage:

Wer bist du?

Was sagen die anderen, wer du bist?

Was sagt deine innere Stimme?

Gibt es in deiner inneren Stimme unbewußt die Stimmen anderer, die du übernommen hast?
Kannst du dir bewußt machen, was fremde Stimmen in dir sind,
vielleicht die deiner Eltern, Lehrer oder früherer Partner
und kannst du entscheiden, ob du sie -
nun aber bewußt - behalten willst oder durch regelmäßiges Loslassen “löschen” willst?

Auf jeden Fall hast du Stimmen, die dir einreden wollen, wer du bist, aber du bist sie nicht.

Was sagst du selbst über dich, wer du bist, wer willst du gern sein?
Welches Bild von dir trägst du gerne nach außen?
Es sind die Rollen, die du spielst,
aber du bist nicht deine Rollen.

Was ist dein Konzept von deinem Ego?
Vieles davon hast du entwickelt, um dich in einer Krise zu schützen,
aber dadurch lebst du hinter einer Mauer
oder schlägst um dich, wo es gar nicht nötig ist.
Vielleicht kannst du Mauern und Abwehrsysteme ein wenig lockern.
Du hast Lebenskonzepte und Abwehrsysteme,
aber du bist nicht deine Konzepte.

Wer du wirklich bist sagen dir die, welche dich am tiefsten kennen. Der Neurobiologe und Hirnforscher David Eagleman nennt sie “Zombee-Systeme” des Gehirns, weil sie uns meist unbewußt sind. Um an sie heran zu kommen, können wir zum Beispiel Stille-Meditation nach der Art der christlichen Kontemolation oder des Zen-Buddhismus üben:
Eine Grundübung dabei ist, ohne nachzudenken in die Stille hinein zu fragen: Wer bin ich? Das gilt es abichtslos zu tun, ohne die Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken zu verfolgen, sondern still und gesammelt zu bleiben, bis sich vielleicht eine Antwort einstellt wie eine Idee oder ein Geistesblitz aus heiterem Himmel auf eine Frage, die wir schon lange mit uns herumtragen.
Christus ist Bild für unser wahres, voll entwickeltes Selbst, wie es eigentlich sein kann und soll und Anwalt dafür, eventuell sogar gegen uns. Was das für den einzelnen heißt, kann er nur selbst herausfinden, indem er immer wieder Konzepte, Rollen und Angelerntes - alles, was nur dem Überleben des Ego dient - läßt und die ihm nächsten Systeme (“Jünger”) fragt: “Wer sagt denn ihr, daß ich sei?”Irgendwann wird eine Antwort fallen und wir werden erkennen, wer wir sind, unabhängig von den äußerern Umständen und von Leben undTod: Wir sind letztlichAusformung des ungeborenen Lebens selbst oder Gottes, der Leere, Allahs oder wie immer man “ES” oder “IHN” nennen will.

Jesus selbst hat laut Bibel vor allem im Johannesevangelium folgende Antworten auf die Frage gegeben, wer er sei:
Ich bin das Brot des Lebens. Johannesevangelium 6,35
Ich bin das Licht der Welt.8,12
Ich bin der gute Hirte. 10, 11
Ich und der Vater (das “Leben Selbst”) sind eins.10,30
Ich bin die Auferstehung und das Leben.11,25
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.14, 6
Ich bin der Erste und der Letzte. 14, 19
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Matthäus-Evangelium 18,20
Heb einen Stein auf, und du wirst mich finden, spalte ein Holz, und ich bin da. (außerbiblisches Thomas-Evangelium)

Denken Sie also nicht zu gering von sich! Jesus ist schließlich Symbol für Ihr wahres, voll entwickeltes Selbst; Jesus ist Symbol für Sie, der Sie eigentlich schon sind und daher von innen heraus sein sollen, können und wollen!
Es gilt daher, dem Reifungsweg über das kleine Ego hinaus, wie ihn zum Beispiel Jesus vorangegangen ist und gelehrt hat, zu folgen (Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben, Joh 8, 12).

 
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