Regel der Kommunität - meditation und wege

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Regel der Kommunität

Multireligiöse Kommunität

Präambel:
Wir haben in, über oder unter allen Bindungen im Leben als deren Ermöglichung zuerst die Bindung und als erstes das Vertrauen zum transpersonal erfahrenen
SEIN SELBST (aktualisiert LEBEN SELBST) als unserem tiefsten Grund und als wahrer Autor unseres Lebens, „der“ uns von innen her schützt und uns hilft, wir selbst zu werden und all unsere Kräfte, die spirituellen und daher auch unsere physischen, psychischen und geistigen Kräfte, zu entfalten.
Daher besteht unsere zweite Bindung und unser Vertrauen in der Bindung und unserem Vertrauen zu uns selbst,
was uns erst ermöglicht Beziehungen und Bindungen in der Welt einzugehen. Das macht uns erst kreativ.
Denn nur soweit wir uns selbst und unseren tiefsten Grund verstehen und lieben, können wir anderes und andere verstehen und in ihnen das SEIN SELBST lieben, Gott und andere lieben als uns selbst.

In der Kommunität gelten darum die „drei evangeliumsgemäßen Ratschläge“, die wir versuchen wollen, einzuhalten. Evangeliumsgemäß meint dabei folgendes: Gemäß einem Weg zu unserem vollentwickelten Selbst, wofür beispielsweise Jesus von Nazareth unter anderen ein archetypisches Symbol im Sinne von C.G. Jung ist. Das bedeutet, Jesus von Nazareth verstanden als archetypisches Symbol für unser Selbst regt uns zu innerem Wachstum über die personale Reife (ein starkes Ich) hinaus bis hin zur transpersonalen Reife an.

„Armut“:
Gemeint ist ein „Leben ohn Warum“ im Sinne von Meister Eckharts Predigt 32 (J. Quint) bzw. in der Haltung des Seins statt des Habens (Erich Fromm):
Armut ist also in dem Sinne gemeint wie man sagen könnte: Es gibt Reiche, die „arm“ sind, aber auch Arme, die reich sind.
Wir versuchen also, unser Verhaftetsein an Menschen, spirituellem (wie bestimmte Gottesbilder oder spirituelle Erfahrungen), geistigem oder materiellem Besitz loszulassen
und nur zu sein, die wir eigentlich sind, ohn Warum, also ohne damit insgeheim etwas erreichen zu wollen. So wie ein echter Musiker musiziert, um zu musizieren oder die Vögel singen, um zu singen ohn Warum, einfach weil es aus ihm oder ihnen heraus kommt und er oder sie nur so er oder sie selbst sind, ob mit oder ohne den Besitz von Anerkennung, Zuhörern oder nicht.

Sehr schön vertont in dem gleichnamigen Song von Konstantin Wecker:
“ Sunder warumbe“.

Daraus folgt der zweite evangeliumsgemäße Rat:

„Gehorsam“:
Das Wort Gehorsam kommt von Hören:
Wir versuchen also, auf unsere innerste Stimme zu hören, zu hören, wer wir eigentlich sind und dem Ruf, der dort an uns ergeht, uns selbst treu zu bleiben.
Dazu bedarf es manchmal eines Begleiters und anderer Menschen, die uns dabei helfen, unsere innerste Stimme zu verstehen und Schichten abzutragen, die uns von uns selbst und unserem tiefsten Grund trennen.

„Keuschheit“:
Mit Keuschheit gemeint ist hier, zu lieben „ohn Warum“. Das bedeutet:
Wir versuchen uns von dem konventionellen romantischen Ideal der Liebe als Verliebtheitsbeziehung zu trennen, in der wir den anderen um der schönen Gefühle willen lieben, ihn so gewissermaßen emotional benutzen und mehr oder weniger abhängig von ihm werden. Wird die Verliebtheit erwidert, kann dies zu einer Symbiose gegenseitiger Ausbeutung und Abhängigkeit führen. Statt dieser Form der gegenseitigen Ausbeutung verlassen wir auch die Vorstellung der Ehe als einer Art „Vertragsbeziehung“, in der einer auf den anderen einklagbare Ansprüche hat. Wir verstehen unter einer Beziehung eher etwas gleich berechtigt Freundschaftliches (im Sinne von A. Retzer, Freundschaft als dritter Weg zwischen Liebes- und Vertragsbeziehung) und definieren jede Form von Liebe mit Erich Fromm (Die Kunst des Liebens) als gekennzeichnet von Fürsorge, Verantwortungsgefühl, Achtung vor dem anderen, immer tieferes gegenseitiges Verstehen. Außerdem nicht als ein Gefühl, sondern als ein Tun, das wir tun ohn Warum, einfach weil es aus uns selbst heraus kommt wie zum Beispiel die Musik des Künstlers, dem es nicht darauf ankommt, ob sie jemandem gefällt.
Wenn wir lieben, wollen wir, daß der andere sich auf seine Weise entfalten kann, auch wenn diese uns nicht gefällt und wir uns darum vielleicht trennen. Wir kennen keine Eifersucht und Verlustangst, wenn wir wirklich lieben, eingeschränkt durch den Satz: Ich brauche dich, weil ich dich liebe, aber ich liebe dich nicht, weil ich dich brauche.
„Keuschheit“ bedeutet auch, die Kraft der eigenen Sexualität, die Lebensenergie, zu transformieren in den Einsatz für andere ,wenn nicht in einer Partnerschaft zum Beispiel im je eigenen Projekt, im Dasein für einzelne oder eine Gruppe, für Freunde, in der Diakonie oder Ähnlichem.

Nachsatz:
Die höchste Form des Liebens ist für uns die Liebe – in ebendieser Weise verstanden –„zum Absoluten“, mit dem wir in ebendieser Weise „eins“ werden wollen, ohne unser Ich dabei zu verlieren. Denn in dieser „Vereinigung“ findet auch das Absolute auf höherer, nämlich bewußter Ebene in uns zu sich selbst.
Darum geht jeder von uns seinen je eigenen spirituellen Weg als Verwirklichung seiner Liebe zu Gott wie wir das namenlose Absolute symbolisch nennen.

Angebote zur Verwirklichung der Räte:
Möglichst oft gibt es eine der folgenden Veranstaltungen:

  • Meditation als Hinführung zur Kontemplation für Menschen, die einen spirituellen Weg nach abendländischer Überlieferung suchen.

  • Resilienztraining als Weg, an Schicksalsschlägen zu wachsen.

  • Glücksunterricht als Weg, seine Glücksfähigkeit zu stärken.

  • Gewaltfreie Kommunikation als Weg zu einem gelingenden Zusammenleben.

  • Gruppengespräch.

  • Einzelgespräch mit dem geistlichen Leiter.

  • Gottesdienste als Ausdruck unserer Freude über und Feier der Gegenwart des einen namenlosen Absoluten mitten unter uns.


Umsetzung im Alltag und Engagement:
Ora et labora als beten und arbeiten in einem, das heißt ganz achtsam bei und in dem sein, was man gerade tut vom Putzen, Autofahren, sich unterhalten bis hin zum Fernschauen. Alles tun ohn Warum, kreativ sein und tun, was aus uns heraus will, unabhängig vom Gewinn.
Das heißt auch, auf die eigenen, von der sog. Zivilisation überdeckten Instinkte zu hören und zu leben im Sinne von Jean Liedloff, auf der Suche nach dem verlorenen Glück: Nicht einsam abgetrennt in einer Wohnung, sondern stets scherzend und redend mit anderen, sodaß der Unterschied zwischen „Arbeit“ und „Freizeit“ wegfällt. Außerdem sollten die Kinder nicht im Mittelpunkt stehen, aber wir sollten stets erreichbar sein, wenn sie uns brauchen
Das heißt aber, nicht bindungslos zu leben und sich klar darüber werden, daß gerade unsere Kinder eine Bindung zu uns brauchen, weil Gleichaltrige als Bezugspersonen alleine keine Vorbilder und Identifikationsfiguren sein und nicht verläßlich genug sein können, damit ein Kind reifen kann vgl. das Buch „unsere Kinder brauchen uns“.

Jeder von uns beginne ein ureigenes Projekt, in dem er oder sie in die Welt bringe, was nur er oder sie der Welt mitzuteilen hat und vielleicht schon als Säugling der Welt sagen wollte (Gehorsam als Hören auf den innersten Ruf, auf die je eigene individuelle Berufung, vielleicht auf das Verwegenste in uns.

Da jeder von uns von seiner Erwerbsarbeit, sofern vorhanden, lebt, wir aber keine volle Gütergemeinschaft haben, sondern jeder seinen Privatbesitz hat, gilt doch:
Wir legen zusammen und unterstützen die Mitglieder, die nicht viel haben, sofern wir können und wollen.
Ansonsten hat unsere Gemeinschaft kein Vermögen.

Wir sollten teilnehmen am Leben der Kirche, der Moschee, des Tempels oder des Sanghas vor Ort,
sofern wir nicht ecclesiogen traumatisiert sind, auch damit wir nicht als Konkurrenz, Gegner oder Sekte mißverstanden werden.
Auch sollten wir uns, wenn es in unserer Berufung liegt, möglichst kommunalpolitisch oder diakonisch oder künstlerisch engagieren.

Pflichtveranstaltungen: „Gottesdienst“ als Fest und Austausch
Jeden Monat findet eines der beiden statt. Außer bei Krankheit oder dringenden anderen Verpflichtungen ist die Teilnahme Pflicht. Wer nicht teilnimmt, muß sich spätestens eine Woche vorher beim geistlichen Leiter entschuldigen. Mitglied der Kommunität sein kann nur, wer in aller Regel teilnimmt.
Gottesdienst findet jeden geraden, Austausch jeden ungeraden Monat statt.

Der „Gottesdienst“ als Fest:
Wir feiern den „Gottesdienst“ als ein Fest, ja als eine Party, aus Begeisterung über die Erfahrung, daß das Göttliche wie immer wir es nennen in uns wohnt und uns über die Religionen und Kulturen hinweg verbindet und uns unabhängig von aller Leistung trägt.
Wir beginnen mit einer Einheit Stillemeditation oder einer anderen Übungsform, die uns dies nochmal richtig bewußt machen kann.
Dann erzählt jeder, der will, reihum das tiefste Erlebnis seit dem letzten „Gottesdienst“ und sei es nur ein Lächeln, das uns berührt hat oder das wir gegeben haben,
spontan gedeutet vielleicht durch ein kurzes Wort aus der Bibel oder dem Schatz der Mystiker, ggf. mit Kurzvortrag.
Schließlich halten wir ein Festessen aus selbst Mitgebrachtem (Brunch oder Mittagessen), angelehnt an das große Hochzeitsmahl aus dem Neuen Testament, zu dem alle eingeladen waren, auch die ansonsten als „Sünder“ oder Ausgestoßene galten.
Dabei kann mehrmals in einem Ritus ein Kelch herumgehen, gedeutet als symbolische und zugleich reale translogische „Einheit“ von Gott und allen Geschöpfen wie auch dem Wein.
Dazwischen singen wir oder hören wir passende Musik und erzählen.
Zum Schluß machen wir einen meditativen Tanz oder eine Fußwaschung nach biblischem Vorbild (Salbung Jesu Füße durch die sog. „Sünderin“) und jemand spricht einen Segen.

Der Austausch:
Gespräch, wie es den Einzelnen mit der Verwirklichung der Regel im Alltag ging, vielleicht anhand konkreter, vorher oder spontan gemeinsam festgelegter Themen (z.B. Arbeit, Beziehungen, mein Projekt, Sexualität, Kindererziehung, Umgang mit den alternden Eltern…).

„Mission“:
Es gibt bei uns keine „Mission“ im Sinne, andere zu etwas überreden oder von etwas überzeugen zu wollen. Wir lassen die Menschen frei, ihren je eigenen Weg zu gehen. Sie können und sollen auch bei uns gerade selbständig und frei zu werden lernen. Wir sagen niemandem, wie er leben soll.
Den biblischen „Taufbefehl“ wie er Jesus in den Mund gelegt ist, halten wir, wie er als „Missionsbefehl“ verwendet wurde, für von einer im Mittelalter eurozentrisch und falsch verstandenen „Erwählungstheologie“ bestimmt. So heißt es in der Lutherbibel in Matthäus 28, 19: „ … machet zu Jüngern alle Völker: Tauft sie…und lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe.“ Unseres Erachtens sollte man eher sagen: „Zeigt den Weg, den ich –Jesus - gelehrt habe, allen Völkern, also jedermann, unabhängig von seiner Nationalität und Religionszugehörigkeit. Zeigt den Weg bedingungslos jedem und gebt bedingungslos jedem die Möglichkeit, ihn auch zu gehen. Wie ich –Jesus - von Johannes eingeweiht wurde und in seiner Schulung die Gegenwart des „Himmelseiches“ erfuhr und wie ich euch, meine Schüler (Jünger) eingeweiht habe, so soll bedingungslos jeder nun durch euch eingeweiht und dorthin geführt werden können, nicht nur Israeliten oder Christen oder Menschen aus der abendländischen Kultur,, wenn auch diese zuerst.“ Davon, daß man dazu seine Religion wechseln müßte, steht da nichts.
Das entspricht auch Jesu sonstigem Verhalten und Reden wie seinen Festen mit Menschen, die als „Sünder“ und „Ungläubige“ galten oder seiner Darstellung eines Samaritaners als Vorbild. Die Menschen in Samaria galten nämlich auch als „Ungläubige“ und Ausländer.
So betreiben auch wir keine Überzeugungsmission, sondern es gilt: Wen seine innere Erfahrung so ergriffen hat, daß er überall davon erzählen und sie weitergeben will, der soll dies tun. Denn sie und der Weg dahin sind gut und friedensstiftend. Aber er soll die Menschen frei lassen, ob sie diesen Weg gehen wollen, einen anderen („wer nicht gegen uns ist, ist für uns“) oder gar keinen. Und wer den Weg geht, muß deshalb nicht seine Religionszugehörigkeit wechseln.

Leitung:
Im Grunde gibt es keine formale Leitung. Leitung entsteht wie unter Kindern nur per Akklamation (Jean Liedloff) in Zeiten, in denen sie sinnvoll oder nötig ist. Daher gibt es auch keine Wahlen oder ähnliches.
Auch auf Grund von Akklamation und auf Vertrauensbasis, also jederzeit änderbar auf Dauer gibt es einen oder mehrere „geistliche Leiter“, Menschen, deren spirituelle Erfahrung fortgeschritten ist und die in der Lage sind, einen anderen oder auch eine Gruppe spirituell zu begleiten.

Träger:
Träger der Kommunität ist der eingetragene Verein „Meditation und Wege der inneren Achtsamkeit im Christentum“ mit Sitz in Neckarsteinach. Wir sind in seinem Geiste tätig (siehe Satzung).
Danach stehen wir auf dem Boden des Wahlspruchs der französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit“, der Aufklärung als „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit (Kant) und eines einklagbaren Rechts auf Glück wie in der Verfassung der USA vgl. (Ernst Fritz-Schubert, Glücksunterricht, dessen Institut für Persönlichkeitsentwicklung in Heidelberg). Das bedeutet auch Garantie der Menschenrechte plus physische und psychische Unversehrtheit und gleiche Entwicklungschancen für alle.

 
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